Willi Gänßler feiert seinen 102. Geburtstag im Haus am Nordwall

Die Tür zu seinem Zimmer im Haus am Nordwall steht nicht mehr still. Freudestrahlend sitzt Willi Gänßler in seinem Sessel und empfängt die zahlreichen Besucher, die ihm an seinem Ehrentag persönlich alles Gute wünschen möchten. Zu den Gratulanten gehören auch Bürgermeister Klaus Friedrich sowie Einrichtungsleitung Ribana Klabunde und Karl-Heinz Welteke, Vorsitzender des Bewohnerbeirats des Haus am Nordwall.

Bürgermeister Klaus Friedrich hatte neben Gratulationsurkunden des Hessischen Ministerpräsidenten und der Stadt Korbach noch eine besondere Überraschung parat: „Es ist mir eine besondere Ehre, dem ältesten Korbacher Bürger zu seinem 102. Geburtstag gratulieren zu dürfen.“ Diese Worte des Bürgermeisters erfreuten und rührten Willi Gänßler gleichermaßen. Er habe niemals daran gedacht, einmal der Älteste in seiner Heimatstadt zu werden, aber dies nun zu sein, erfülle ihn mit besonderem Stolz. Korbachs älteste Bürgerin ist hundertvier Jahre, berichtet Friedrich.

Geboren wurde Willi Gänßler am 7. April 1915 zwar in Wiesbaden. Fünf Jahre später – nach der Rückkehr seines Vaters aus dem Ersten Weltkrieg – zog die Familie nach Höringhausen. Und so sei das Waldecker Land gefühlt immer seine Heimat gewesen, erklärt Willi Gänßler. Seine Mutter war gebürtige Höringhäuserin und so wurde auch die nachfolgende Generation mit ihren vier Kindern hier sesshaft. 1921 gründete sein Vater, der gelernter Stuckateur war, den Betrieb „Gänßler Putz“. Willi Gänßler trat in die Fußstapfen des Vaters, allerdings absolvierte er seine Ausbildung in Wiesbaden. Es sei ja schließlich wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen, ist Gänßler überzeugt. „Und wenn ich nach Höringhausen wollte, bin ich mit dem Fahrrad gefahren, um das Geld für den Zug zu sparen, denn ich hatte damals nur einen Stundenlohn von 20 Pfennig.“

Nach der Ausbildung kehrte er als Stuckateur in den väterlichen Betreib zurück und arbeitet dort, bis er im Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde. Bis nach Belgien und Weißrussland führten ihn die Einsätze. Verwundet kehrte er Anfang der 40 er Jahre zurück nach Höringhausen und gründete dort seine Familie. „1942 heiratete ich meine Marta und als ich 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, sah ich meinen Sohn Horst das erste Mal. Da war er schon fünf Jahre alt.“ Ein Jahr darauf wurde seine Tochter Ursula geboren.

Er arbeitete weiterhin als Stuckateur und übernahm 1958 die Firma die Firma des Vaters, an deren Spitze er bis zu seiner Rente war. Willi Gänßler war immer sehr aktiv und engagiert – im Höringhäuser Turnverein und Gesangsverein wie im Kirchenvorstand und Ortsgericht – über mehrere Jahrzehnte bekleidete er wichtige Ämter seines Heimatortes.

„Mir war immer wichtig, aktiv zu sein und mich in Gemeinschaften zu beteiligen. Dadurch habe ich Menschen kennengelernt, die mich über viele Jahre begleitet haben“, sagt Willi Gänßler zufrieden. Mit seiner Frau Marta, die letztes Jahr verstarb, führte er 74 Jahre eine glückliche Ehe. Vor sechs Jahren zogen die beiden gemeinsam in das Haus am Nordwall – wo er sich bis heute sehr wohl und bestens betreut fühlt.

Einer besonderen Leidenschaft ist er über die Jahrzehnte treu geblieben – dem Musizieren auf seiner Mundharmonika. Mit seinen Liedern erfreut er bis heute seine Mitmenschen – im Alltag wie auf Festen. Und so spielt das Geburtstagskind auch den sichtlich beeindruckten Gratulanten ein Ständchen.

Besonders freut sich Willi Gänßler auf seine Geburstagsfeier am Nachmittag – gemeinsam mit seinen Kindern, fünf Enkeln und Urenkeln und seinen Freunden vom Gesangsverein Höringhausen, die ein ihm zu Ehren ein Konzert geben werden.

Gefragt nach seinem Rezept für ein langes Leben, hat Willi Gänßler prompt folgende Zutaten parat: Frohsinn, Gelassenheit und immer nach vorne schauen!

Bildunterschrift: Bürgermeister Klaus Friedrich (links), Einrichtungsleitung Ribana Klabunde und Vorsitzender des Bewohnerbeirates Karl-Heinz Welteke (rechts) gratulieren Willi Gänßler herzlich und überreichen die Torte für die Geburstagsfeier