Lockerungen in Altenheimen sorgen für Freude und Erleichterung

„Kann jetzt auch spontan vorbeischauen“

Waldeckische Landeszeitung, 20.5.2021, Philipp Daum

VON PHILIPP DAUM (Waldeckische Landeszeitung)

Waldeck-Frankenberg – Im Zuge des ersten Corona-Lockdowns vor etwas mehr als einem Jahr durfte Kurt Osterhold gar nicht mehr kommen. Einige Wochen später waren Besuche zwar wieder erlaubt, diese fanden aber nur in einem größeren Raum und hinter einer großen Plexiglasscheibe statt.

Für den 93-Jährigen, der in aller Regel zwei Mal täglich seine pflegebedürftige Frau im „Haus am Nordwall“ in Korbach besucht, war das eine schwierige Zeit. „Viele Monate lang durfte ich Liselotte nur zwei Mal pro Woche und nie länger als eine Stunde sehen. Das war für uns beide schon traurig. Ich bin froh, dass die Besuche jetzt wieder ohne zeitliche Beschränkungen stattfinden können“, sagt der Korbacher.

Er könne sich mit seiner Frau „zwar leider nicht mehr unterhalten“. „Sie nimmt mich aber wahr. Ich versuche, immer zum Mittagessen und zur Kaffee- und Kuchenzeit da zu sein. Dann reiche ich ihr das Essen und erzähle, was alles so passiert ist“, sagt der 93-Jährige. Dass die Begegnungen im Alten- und Pflegeheim nicht mehr hinter Plexiglas und im sogenannten großen „Besucherzimmer“ stattfinden müssen, sei eine große Erleichterung. „Gemeinsam Zeit in ihrem Zimmer und damit in ihrer gewohnten Umgebung zu verbringen, ist natürlich viel schöner“, sagt Kurt Osterhold. Als Geimpfter dürfe er dort den Mund-Nasenschutz abnehmen. Außerdem entfalle für ihn die Testpflicht. Telefonisch anmelden müsse er sich für seinen Besuch ebenfalls nicht mehr. „So ist es mir auch möglich, einfach mal spontan bei meiner Frau, die natürlich auch schon längst geimpft ist, vorbeizuschauen“, sagt der 93-Jährige.

Er sei zudem froh, dass sich mit den Lockerungen auch sein Leben wieder etwas normalisiert habe. „Nicht nur die regelmäßigen Besuche bei meiner Frau sind in den vergangenen Monaten weggefallen. Ich bin in Korbach ja auch noch als Stadtführer unterwegs. Das fällt momentan flach, weil sich nicht so viele Menschen treffen dürfen. Außerdem habe ich mich mittags immer in der Kantine des Stadtkrankenhauses verpflegt und bin dort auch mal mit dem einen oder anderen ins Gespräch gekommen“, erzählt Kurt Osterhold. In die Kantine dürfe er wegen des Besuchsverbots in der Klinik aktuell aber auch nicht. Die Besuche bei seiner Frau im Haus am Nordwall, die nun wieder leichter und regelmäßiger stattfinden dürfen, seien daher ein wichtiger und vor allem schöner Schritt hin zu mehr Normalität.

DAS SAGT …

Claudia Schneider (Haus am Nordwall in Korbach)

„Wieder mehr Zeit für unsere Bewohner“

Was bedeuten die Lockerungen in den Alten- und Pflegeheimen für das Personal? Diese Frage stellten wir unter anderem Claudia Schneider vom Haus am Nordwall in Korbach. „In erster Linie freuen wir uns für die Senioren und ihre Angehörigen, die sich nun wieder häufiger und unter einfacheren Bedingungen sehen können – trägt doch dieser Kontakt viel zum Wohlbefinden im Alltag bei. Ein weiterer für uns positiver Aspekt ist die Reduzierung des organisatorischen und logistischen Aufwandes. Bedeuteten Terminabsprachen, Empfang und Begleitung der Besucher doch einen erheblichen administrativen Mehraufwand wie auch zusätzliche Zeit und Wege für unsere Mitarbeiter. Dies können wir nun wieder mehr zum Wohle unserer Bewohner investieren.“

Claudia Schneider berichtet weiter, dass „für vollständig geimpfte oder genesene Mitarbeiter die bis dato zweimal wöchentlich durchgeführten Schnelltests entfallen“.

Die Sprecherin des Korbacher Alten- und Pflegeheims geht davon aus, dass die Lockerungen beibehalten werden und man schrittweise wieder in ein „normales Leben“ zurückkehren werde. „Allerdings sollten wir alle weiterhin vorsichtig und vernünftig handeln – und uns der Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen bewusst sein“, sagt Claudia Schneider. dau Foto: haus am Nordwall

Geimpfte oder Genesene dürfen die Maske im Zimmer abnehmen

„Bei uns können die Bewohner nun täglich Besucher in ihrem Zimmer empfangen. Eine zeitliche Begrenzung des Besuchs ist nicht mehr vorgesehen“, teilt Claudia Schneider vom Qualitäts- und Sozialmanagement des Hauses am Nordwall in Korbach mit. Die Besucher benötigten für den Einlass den Nachweis über einen negativen Corona-Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) oder einen Nachweis über einen negativen PCR-Test (der Test darf maximal drei Tage zurückliegen). Wer vollständig geimpft oder genesen sei und darüber einen Nachweis vorlegen könne, dürfe auch eintreten. „Sofern ein Besucher einen Corona-Schnelltest in unserem Haus durchführen lassen möchte, ist dies nach Anmeldung zu unseren Testzeiten möglich“, fügt Claudia Schneider hinzu.

Alle Personen müssten beim Betreten des Hauses eine FFP 2- oder KN-95-Maske ohne Ausatemventil tragen. Sofern Besucher und Bewohner nachgewiesen geimpft oder genesen seien, könne auf das Tragen der Maske im Zimmer des Bewohners verzichtet werden. „Für einen Besuch bei uns ist keine Voranmeldung mehr erforderlich. Besucher kommen zu unseren Besuchszeiten an den Haupteingang und füllen dort den Covid-19-Fragebogen aus. Nach Prüfung der Einlass-Voraussetzungen und des Fragebogens können sie direkt in das Zimmer des Bewohners gehen“, so Claudia Schneider.

Bildunterschrift: Kurt und  Liselotte Osterhold sind glücklich, sich nun wieder häufiger zu sehen.